Richard-Wagner-Weg umbenannt!

Gestern Abend haben Mitglieder der ausserparlamentarischen linken Gruppierung RESolut den Richard-Wagner-Weg im Luzerner Tribschenquartier umbenannt. Neu soll er nach der 2004 in Genf verstorbenen Fluchthelferin Aimée-Stitelmann benannt werden.

Der deutsche Komponist, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent Richard Wagner lebte von 1866 bis 1872 im heutigen Tribschenquartier in Luzern[1]. Bis heute befindet sich dort das Richard-Wagner-Museum, der Richard-Wagner-Weg führt zum Museum und in der nahen Ufschötti befindet sich das Wagner-Denkmal[2]. Zu viel Verehrung und Verklärung für die Luzerner Gruppe RESolut. Sie kritisiert insbesondere Wagners Antisemitismus. Wagner sei Wegbereiter für den „modernen“ Antisemitismus[3] gewesen teilt die Gruppe mit. So bediente sich Richard Wagner etwa einem ähnlichen Vokabular wie der spätere, glühende Wagner-Fan Adolf Hitler.

In seiner Schrift, „Das Judentum und die Musik“ schrieb Wagner: „Der Jude an sich sei unfähig sich künstlerisch auszudrücken“. In einem Brief an König Ludwig II. vom 22.11.1881 „dass ich die jüdische Race für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr halte: dass namentlich wir Deutschen an ihnen zu Grunde gehen werden, ist gewiss, und vielleicht bin ich der letzte Deutsche, der sich gegen den bereits alles beherrschenden Judaismus als künstlerischer Mensch aufrecht zu erhalten wusste“[4]. Der Antisemitismus des späten Richard Wagners ab 1850 ist kein Geheimnis. Seine Ehrung in Luzern für die Gruppe RESolut unverständlich.

RESolut fordert deshalb, dass der Richard-Wagner-Weg in Aimée-Stitelmann-Weg umbenannt wird. Die 1925 in Paris geborene Aimée Stitelmann-Stauffer zog vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges nach Genf und wurde 1945 von einem Militärgericht zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, weil sie jüdischen Kindern zur Flucht in die Schweiz verholfen hat.[5] Im März 2004 war die Lehrerin die erste Fluchthelferin, die aufgrund eines neuen Gesetzes formell rehabilitiert wurde. Eine Wiedergutmachung erhielt Aimée Stitelmann-Stauffer, die am 20. Dezember 2004 in Genf verstarb, aber nie.[6]

Aimée Stitelmann nahm nie Geld für ihre Fluchthilfe. Sie handelte aus politischer und moralischer Überzeugung mit gerade einmal 17 Jahren half sie das erste Mal jüdischen Kindern bei der Flucht mehr als einem duzend Kindern rettet sie wohl insgesamt das Leben. Nach der Flüchtlingshilfe für Juden und Jüdinnen hatte sie sich in ihrem Leben im Kampf gegen den Vietnamkrieg engagiert, gegen die Franco-Diktatur in Spanien und in jüngerer Zeit für Asylsuchende und papierlose Immigrant*innen. Von 1953 bis 1957 engagierte sie sich in der kommunistischen Partei in Israel und kehrte anschliessend in die Schweiz zurück, wo sie Mitglied der Partei der Arbeit war.[7]

Für RESolut steht Aimée Stitelmann-Stauffer stellvertretend für mehrere Fluchthelfer*innen. Menschen auf dem Weg zum Richard-Wagner-Museum sollen daran erinnert werden, wo Antisemitismus hinführen kann. Das Frau Stitelmann-Stauffer eben eine Frau war sei ein Bonus, denn diese seien in den Strassennamen chronisch untervertreten.

[1] https://richard-wagner-museum.ch/geschichte/tribschener-zeit/

[2] https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/stadt-region-luzern/hingeschaut-was-die-skulptur-auf-der-luzerner-ufschoetti-mit-richard-wagner-zu-tun-hat-ld.2489827?reduced=true

[3] https://www.sueddeutsche.de/politik/judenhasser-und-komponist-der-paranoia-fall-richard-wagner-1.1678112

[4] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/160065/richard-wagners-antisemitismus/

[5] https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/044028/2010-10-22/

[6] https://www.woz.ch/0535/fluchthilfe/nur-die-erwischten-sind-bekannt

[7] https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/044028/2010-10-22/